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Woche 22 (23.01. - 29.01.2025):Bilbao und Sturm Herminia

Datum:
29. Jan. 2025
Von:
Annika, Eileen
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Anfang der Woche durchquerten wir Bilbao.  Vor dieser Stadt graute uns schon seit Tagen, weil sie sehr ausufernde Vorstadtgebiete hat, durch die wir an einem Tag hindurchmussten. Wir fanden einen Schlafplatz kurz davor, sammelten uns am nächsten Morgen nochmal und machten uns dann auf den Weg. Der erste Blick auf die Stadt bestätigte alle bösen Vorahnungen. Was andere vielleicht als beeindruckend beschreiben, ist für uns inzwischen eher einengend. Nach Monaten im Wald ist eine Stadt dieses Ausmaßes sehr bedrückend und mit Pferd sowieso eine besondere Herausforderung. Nach den ersten Kilometern wurden wir von der Polizei angehalten. Scheinbar waren wir die ersten mit Pferd in der Stadt und sie mussten in zahlreichen Telefonaten und im Funk klären, ob wir auf der Straße oder dem Gehweg laufen sollten. Sie einigten sich darauf, dass wir uns wie ein Auto verhalten sollen. Für uns ist das kein Problem, allerdings produzierten wir damit den ein oder anderen Stau. Auf der Straße kamen wir gut voran und schon bald in etwas angenehmere Gegenden mit weniger Verkehr. Abends waren wir jedoch nach über 20 Kilometern immer noch nicht aus der Stadt heraus und übernachteten ganz unauffällig in der letzten Ecke eines Stadtparks.

In den nächsten Tagen führte unser Weg endlich wieder über wunderschöne Küstenwege mit atemberaubender Aussicht. GoGo ging bravourös eine 200 m lange Treppe an der Küste hinauf und wir schliefen in einem Tunnel durch den Berg, um vor Regen und Sturm geschützt zu sein. Dabei fiel uns mal wieder auf, wie sehr sich unsere Perspektive auf dem Jakobsweg verschoben hat. Hier freuen wir uns darüber bei Sturm zwei Wände und ein Dach in beliebiger Form zu haben. Das ist für uns schon sehr luxuriös.

Die vorbeigehenden Leute konnten den Ort nicht so schätzen wie wir und eine ältere Dame war nahezu wütend auf die Stadt, dass sie keine Unterkunft mit Pferdeunterbringung anbietet. Sie hat uns aber mit großer Freude einen Platz in einem Stall für die nächste Nacht organisiert. Wir schliefen tatsächlich sehr gut im Tunnel und können nun auch mit Stolz sagen, dass wir nicht nur am, sondern auch auf dem Jakobsweg geschlafen haben.

Im Stall begegneten wir Clara. Sie ist eine junge Frau, die hier arbeitet und eine Ausbildung zur Reitlehrerin macht. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und unterhielten uns auf zwei Sprachen, dem Übersetzer und Händen und Füßen. Wir durften mit ihrem Vater und ihr zusammen essen und sie vermittelte uns für die übernächste Nacht einen anderen Stall in Laredo.

Am nächsten Morgen kamen wir das erste Mal seit Monaten bei einem Lidl vorbei. Wir haben uns schon eine Weile darauf gefreut endlich wieder hochwertige wiederverschließbare Tüten zu bekommen, die man in französischen Supermärkten nicht findet. Allerdings gab es direkt am Eingang noch die bekannten Lebkuchen, später den Joghurt mit den Schokokugeln, Haferflocken, Kekse und vieles mehr. Uns hat vorher nicht bewusst etwas gefehlt aber dieses kleine Stückchen Heimat hat uns wirklich sehr bewegt. Abends fanden wir einen traumhaften Schlafplatz mit Blick aufs Meer.

Der nächste Tag war erneut sehr stürmisch. Wir genießen zwar unser Vagabunden-Dasein sehr, aber in diesem Fall waren wir froh schon einen sicheren Schlafplatz für die Nacht zu haben. Wir wurden herzlich aufgenommen und alle waren sehr begeistert von GoGo. Einer der Mitarbeiter versuchte sogar sie Annika abzukaufen, was sie natürlich ablehnte.

Der Tag darauf war sogar noch stürmischer und die Nacht sollte noch schlimmer werden. Aber wie so oft fand unsere Unterkunft mehr uns als wir sie. In der Mittagspause begegneten wir einer Deutschen und ihrem Sohn, die einen Freund mit Pferd haben. Er hat sogar ein Gartenhaus mit Bett und eigenem Badezimmer, wo wir für die Nacht geschützt bleiben durften.

Insgesamt haben wir nun eine sehr stürmische Woche verbracht. Durch zahlreiche nette Menschen waren wir dabei aber über Nacht immer in Sicherheit und gut versorgt.

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